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Rwanda zwischen Genozid und Tigerstaat – Reisebericht von Peter Meiwald

Am Montag, dem 10.06.2013, fand in Rabe´s Gasthof in Wiefelstede in Anwesenheit einiger interessierter Gäste die letzte Ortsverbandssitzung der Wiefelsteder GRÜNEN vor den Sommerferien statt. Die Wiefelsteder GRÜNEN hatten den Bundestags-Direktkandidaten für den Wahlkreis Oldenburg-Ammerland, Peter Meiwald, zu ihrem Treffen eingeladen. Peter Meiwald berichtete bei dieser Gelegenheit von seiner Reise nach Rwanda im März diesen Jahres.

13.06.13 –

Seitdem Peter Meiwald Anfang der 90er Jahre ein Jahr in Rwanda gelebt und gearbeitet hat, besucht er immer wieder Land und FreundInnen in dem dicht besiedelten afrikanischen Land. In seinem Vortrag beschrieb er Rwanda, das auch „Land der tausend Hügel“ genannt wird, als ein Land voller Gegensätze.

Vor zwanzig Jahren stand Rwanda wegen des Genozids in der weltweiten Öffentlichkeit, seitdem ist
das Land in der öffentlichen Wahrnehmung wieder an die Peripherie gerückt. Noch sei nicht
abzuschätzen, in welche Richtung sich das Land bewegen wird, erzählte Peter Meiwald. Seit dem
Genozid wurden – bis auf die Hauptstadt Kigali – alle Städte neu benannt, Rwanda bekam eine neue
Flagge und eine neue Hymne. All das als Zeichen dafür, dass unter die Geschichte ein Schlussstrich
gezogen wurde und der Blick auf die Zukunft gerichtet ist. „Trotzdem ist die Geschichte allgegenwärtig, in jedem Dorf gibt es Genozidgedenkstätten, jedes Jahr um den 07.April herum findet eine Gedenkwoche statt, fast jeder ist in seiner Familien- und Lebensgeschichte betroffen“, so Peter Meiwald weiter. Peter Meiwald berichtete im Laufe des Abends von dem, was sich in den letzten 20 Jahren in Rwanda in fast allen Teilen des gesellschaftlichen Lebens bewegt und verändert hat. So sei ein modernes Bussystem entstanden, und überall im Land gebe es Handyempfang. Besonders durch diese Möglichkeit der ständigen Erreichbarkeit habe sich die Kommunikation in den letzten 10-15 Jahren grundlegend verändert. Von Nachteil sei allerdings, dass derzeit die Handymasten noch mit Dieselmotoren betrieben würden. Von deutscher Entwicklungshilfe werde überlegt, afrikanische Handymasten mit Solarboxen auszustatten, um den enormen CO2-Ausstoß dieser Kommunikationstechnologie zu minimieren. Auch die Elektrifizierung des Landes sei vorangekommen. Zum größten Teil werde allerdings trotz des großen natürlichen Potentials für Solar- und Wasserkraftnutzung aus Öl gewonnen, das auf Landweg vom Hafen Mombasa importiert werde. Alternativen, z.B. das Wasserkraftwerk Masimeru, das Peter Meiwald in Südrwanda besichtigte, hätten es angesichts komplizierter Bürokratie und extrem schwieriger Finanzierung noch sehr schwer. Hier hätte über den Einfluss auf regionale Entwicklungsbanken oder über die deutsche staatliche KfW-Bank auch die deutsche Politik noch Handlungsspielräume, die bisher leider nicht genützt würden.

Bildungspolitisch mache Rwanda große Anstrengungen. „Die Schulpflicht wird gerade auf 12 Jahre für alle ausgeweitet, und mittlerweile gibt es sogar eine Kindergartenpflicht. Allerdings hinkt die Ausbildung von ErzieherInnen und LehrerInnen den Ansprüchen noch hinterher“, erzählte Peter Meiwald.

Wirtschaftlich versuche Rwanda als rohstoffarmes Land mit guter Infrastruktur zum Dienstleistungsstandort in Ostafrika zu werden. Während auf dem Land nach wie vor die Subsistenzlandwirtschaft vorherrsche und die Kaufkraft weiterhin sehr niedrig sei, entwickele sich in den Städten eine Immobilienblase. In den Städten entstünden neue Viertel, z.B. für die Genozid-Opfer, gleichzeitig würden lang gewachsene Strukturen von Stadtteilen vom Reißbrett abgelöst.
„Insgesamt“, so Peter Meiwald, „ist Rwanda ein Land zwischen Angst vor einer Wiederholung der
Geschichte und Stabilität, zwischen Verunsicherung und Aufbau. Das zeigt sich auch daran, dass die
Entwicklung demokratischer Prozesse schwierig ist.“

Nach dem Vortrag berichtete Jens-Gert Müller-Saathoff, Fraktionssprecher im Gemeinderat, von einem Gespräch von Teilen der Fraktion mit der Leitung der Oberschule Wiefelstede. „Wir GRÜNE würden nach wie vor gerne die Oberschule weiterentwickeln in Richtung einer IGS. Die Oberschule selber will allerdings erst einmal in ihrer bestehenden Form die Inklusion angehen und die weitere Entwicklung im Ammerland beobachten. Einig sind wir uns in dem Punkt, dass auf Landesebene derzeit noch Klarheit bezüglich der ausreichenden Finanzierung der neuen Gesamtschulen fehlt – Voraussetzung für den Erfolg der weiteren Gründung von Integrierten Gesamtschulen. Wir werden den Prozess daher weiter aufmerksam verfolgen und im Dialog mit der Oberschule und den Eltern bleiben. “

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