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Die neue Oberschule – kein Weg für Wiefelstede!

10.11.10 –

Nun ist er da; der bildungspolitische „Konsens“ der Landesregierung. Zwar gegen die Stimmen der Grünen, nicht akzeptiert vom Landeselternrat und auch von den Sozialdemokraten kritisch betrachtet, aber immerhin Konsens zwischen CDU, FDP und dem Philologenverband (Gewerkschaft und Interessenvertretung von Gymnasiallehrern, mit dem erklärten Ziel, das dreigliedrige Schulsystem bei zu behalten).

Also wohl schon formal Nonsens statt Konsens. Wie verhält es sich nun inhaltlich mit dem bildungspolitischen Durchbruch aus dem Kultusministerium des Herrn Althusmann?

Haupt- und Realschulen können auf Wunsch der Schulträger (Gemeinden) zu einer neuen Schulform, der Oberschule zusammengelegt werden dürfen. Selbst die Einrichtung eines Gymnasialzweiges mit Abitur nach 12 oder 13 Jahren soll dann möglich sein (bei Drei-zügigkeit). In den Klassen 5-8 werden die Schüler in, nach Leistung differenzierten Fachkursen, unterrichtet.

Klingt doch gut, wenngleich bekannt. Das Modell gibt es schon länger, es ist in ähnlicher, konsequenterer Form unter dem Namen IGS bekannt geworden und wird seitdem von der CDU / FDP erbittert bekämpft. So auch hier in Wiefelstede, bzw. im Ammerland, wo erst vor einigen Monaten die Einrichtung einer IGS, immerhin von einem Großteil der Elternschaft gewünscht, von der CDU / FDP-Mehrheit im Kreistag abgelehnt wurde (u.a. mit dem Hinweis, eine IGS gefährde andere Schulstandorte, nicht zuletzt Gymnasien).

Plötzlich soll es Schulen schon bei Dreizügigkeit möglich sein, einen Gymnasialzweig mit zu etablieren, drei Regelschulabschlüsse zu vergeben, schulzweigübergreifend, ja quasi integrierend zu arbeiten? Ein Schelm, wer Übles dabei denkt und dem die Idee kommt, hier solle die IGS überall dort verhindert werden, wo es eben noch geht (z.B. im ländlichen Raum, hier in Wiefelstede). Während also das neue Schulmodell Gründungserleichterungen bekommt, bleibt es bei IGS-Gründungen beim Status Quo. Fünfzügigkeit im Regelfalle und politischer Wille (nicht etwa Elternwille) zur Einrichtung bleiben die Grundvoraussetzung.

Bis hierhin kann also festgehalten werden: Die Schaffung der Oberschule ist der Versuch der CDU, durch „IGS-ähnliche“ Angebote „Ruhe“ in eine Debatte zu bekommen, die bei den kommenden Wahlen womöglich entscheidend sein könnte. Es handelt sich zuvorderst um eine politische Schulstrukturreform und nicht um eine inhaltliche.

Woran ist das fest zu machen?

  • Kooperationen von Haupt- und Realschulen mit Ganztagsangeboten gibt es bereits jetzt (auch in Wiefelstede).

  • HRS-Standorte bluten u.a. deshalb aus, weil gymnasiale Angebote fehlen. Jedes 2. Kind verlässt aktuell z.B. die Gemeinde Wiefelstede, um in einen Gymnasialzweig an anderen Schulstandorten zu wechseln. Die Hauptschulen werden abgewählt, gelten mancherorts schon als neue „Sonderschulen“, an denen die Kinder keine zukunftsfähigen Abschlüsse erwerben.

  • Realschulen an HRS-Standorten beherbergen daher vielfach lernschwächere Realschüler, die Leistungsstärkeren werden ohnehin am Gymnasialzweig angemeldet. Die Schaffung einer gemeinsamen Schulform formalisiert also ohnehin nur den Ist-Stand. Oberschulen wären „Restschulen“ für die o.g. Zielgruppe. Die Schaffung eines Gymnasialzweiges wäre in der Gemeinde Wiefelstede Angelegenheit des Landkreises. Dieser würde mit einer Genehmigung deutlich machen, dass er von einem Gymnasialzweig an der Oberschule keine Gefahr für die etablierten Gymnasien sähe. Das wäre dann allerdings auch kein Vertrauensbeweis in die Qualität der neuen Schulform. Sähe er allerdings die bestehenden Gymnasien im Bestand gefährdet (was ja bei einer IGS der Fall war), dürfte die Einrichtung des Gymnasialzweiges abgelehnt werden, also doch Restschule.

  • Es bleibt unklar, warum Eltern künftig ihre Kinder am Oberschulstandort anmelden sollten, da die bestehenden Gymnasien / KGSen etabliert sind und ein Minigymnasialzweig an einer Oberschule (wenn überhaupt genehmigt) wohl kaum eine inhaltliche Alternative darstellt.

  • Inhaltlich / pädagogisch sind sich alle Fachleute, außer denen des Philologenverbandes, einig, dass ein möglichst langes gemeinsames Lernen, nur in einigen Fächern nach Leistungsgruppen geteilt, für alle Kinder Vorteile bringt. Nicht umsonst haben IGS’en die niedrigsten Abbrecher- und Wiederholerquoten und bringen überdurchschnittlich viele Kinder zum Abitur, die nach Klasse 4 keine derartige Empfehlung hatten.

  • Das Oberschulkonzept besagt nicht konkret, in welchen Fächern Kinder gemeinsam, bzw. in welchen sie getrennt unterrichtet werden sollen.

  • Deutschland wird seit Jahren von der UNESCO aufgrund seines dreigliedrigen Schulsystems kritisiert. Dieses wird als unsozial bezeichnet, da nachweislich Kinder aus sozial schwächeren und aus sog. bildungsferneren Elternhäusern schlechtere Bildungschancen haben. IGS’en bieten bereits heute eine Antwort auf diese Kritik, werden aber auch durch diese Schulreform weiter an der Ausbreitung gehindert.

Fazit: Um politisch Ruhe in eine womöglich wahlschädigende Debatte zu bekommen, wird eine Schulform geschaffen, die trotz des Namens eine Restschule darstellt und die auf kompliziertem Wege, unter Beibehaltung des dreigliederigen Schulsystems, den Trend zur IGS „einschläfern“ soll. Dies ist schulpolitische Gaukelei die obendrein den erklärten Elternwillen ignoriert.

Bis heute konnte die CDU / FDP nicht erklären, warum gerade die Parteien, die sich immer für freien Wettbewerb stark machen, diesen ausgerechnet im so wichtigen Bildungsbereich (Stichwort Fachkräftemangel) massiv verhindern, indem sie IGS’en be- und verhindern.

Wir Grünen können das schon:

Wie überall macht Schwarz-Gelb eine rückwärtsgerichtete Klientelpolitik. Ein ungerechtes Schulsystem nützt den oberen sozialen Schichten (zu denen die Stammwählerschaft beider Parteien mehrheitlich gehört), da es ärmeren Kindern keinen Zugang zum Aufstieg ermöglicht, dem eigenen Nachwuchs aber sehr wohl.

Die Umbenennung einer Restschule in Oberschule wird somit weder den betreffenden Schülerinnen und Schülern, noch den engagierten Kollegien an den benachteiligten Schulstandorten gerecht.

Hier ist ein wirklicher Konsens und eine inhaltliche Weiterentwicklung der Schulpolitik zugunsten der Parteipolitik vermieden worden.

Nach jetzigem Stand kein Weg für Wiefelstede.

Setzen Sechs.“

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